LOVE
Ein Stück Tanz von Marcel Leemann und Nicolas Streit
„And I will always love you
I will always love you, you”
Dolly Parton
Fünf Tänzer*innen, fünf Herkunftsländer, fünf Biographien. Und das wichtigste Thema überhaupt: el amor, liefde, l’amore, love, αγάπη.
Die Liebe ist DER Menschheits-Topos schlechthin, Inspiration und Gegenstand unzähliger Lieder, Gedichte und Erzählungen – kaum etwas trieb und treibt den Menschen um wie die Liebe; die Liebe zu Ideen, zu Sachen, aber besonders die Liebe zu anderen Menschen.
Und weil Liebe immer wieder neu, anders, aufregend ist, werden auch wir uns ihr annehmen.
Nach der sehr persönlichen Zusammenarbeit bei der vor-vorjährigen Produktion „Hochgehobene*r”, stehen bei „Love” erneut die Erfahrungen und Erlebnisse der Performer*innen im Zentrum der Arbeit. Sie erzählen von der ersten, der grossen und erloschener Liebe. Von heimlicher, erwiderter und unerwiderter, leidenschaftlicher und von gefährlicher Liebe.
Es werden ganz persönlichen Liebeserfahrungen nachgegangen, die Einblick geben in die Biografien der Beteiligten und damit Auskunft über die Zeit und Gesellschaft in der wir leben. Denn Liebe wird immer geprägt, unterstützt, sanktioniert, beglaubigt oder verboten durch die Gesellschaft in der man liebt. Liebe gibt immer auch Auskunft über den Zustand der Welt.
Heute noch müssen Menschen bekanntlich in der ganzen Welt um ihr Leben fürchten, weil sie nicht lieben und folglich nicht leben dürfen, wie sie eigentlich fühlen; erfahren gleichgeschlechtlich Liebende selbst in der Schweiz Diskriminierung, Stereotypisierung und gesetzliche Benachteiligung. Auch konfessionelle Hürden und gesellschaftliche Klassen sind längst nicht so leicht überwindbar, wie es oftmals scheint.
Und wie verändert sich die Liebe derzeit? Wie beeinflusst die sogenannte Digitalisierung unsere Gefühlswelt und unser Liebesleben? Liebensglück dank passendem Algorithmus?
Reaktivieren Dating-Apps und die Anonymität des Netzes alte, scheinbar überkommene Rollenmuster oder ermöglichen sie vielleicht tatsächlich endlich die grosse, selbstbestimmte Liebesfreiheit – egal in welchen Konstellationen? Oder ist die derzeitige relative Freiheit und Freizügigkeit nur eine kurze Episode, auf die wieder Konformität, Restriktion und Rigidität folgen wird – angeführt von den Bannträgern populistischer konservativer Bewegungen weltweit?
Und – vor allem – wo ist die Grenze der Sprache und müssen Körper sprechen? Was passiert mit unseren verletzlichen Körpern wenn sie in Liebe entflammen? Wie entsteht aus Zärtlichkeit und Sehnsucht Gewalt oder Missbrauch? Denn Liebe braucht vielleicht keine Worte, aber sie bewegt uns – wortwörtlich. Und vielleicht findet sie im Tanz erst ihren wahren Ausdruck.
Yusimi Moya Rodriguez, Rubèn Garcia Arabit, Angela Demattè, Winston Ricardo Arnon und Konstantinos Kranidiotis suchen nach dem Politischen im Privaten und dem Universellen im Intimen. Und wo das Reden aufhört, wird getanzt.
Crew
Unterstützt von: Stadt Bern / Kanton Bern / Schweizerische Interpreten Stiftung SIS / Else V. Sick Stiftung